Berlin (dpa) – Seit Jahren kämpft der Kinderbuchautor Tim-Thilo
Fellmer gegen den Analphabetismus in Deutschland – und zwar als
ehemaliger Betroffener. Mit der am Montag in Berlin offiziell
präsentierten «Dekade der Alphabetisierung» verbindet er «die
Hoffnung auf mehr Dynamik für das Thema», wie der 48-Jährige im
Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur in Berlin sagte.
Dem Verfasser von Büchern wie «Fuffi der Wusel» oder «Felix – Auf
Ballhöhe in Südafrika» wurde in der Grundschule Legasthenie (Lese-
und Rechtschreibstörung) attestiert. Nach elf Schuljahren hatte
Fellmer zwar einen Hauptschulabschluss, konnte aber dennoch nicht
richtig lesen und schreiben – laut Fachjargon ein «funktionaler
Analphabet», einer von geschätzt 7,5 Millionen in Deutschland.
Allein das Bundesbildungsministerium will in der 2015 gestarteten
Dekade mit bis zu 180 Millionen Euro Alphabetisierungsprojekte
fördern sowie Kurskonzepte und Selbstlernmöglichkeiten schaffen. Das
Bund-Länder-Programm soll ein Zeichen setzen, um in den nächsten
Jahren Lese- und Schreibkompetenzen von Erwachsenen zu verbessern.
Für den in Frankfurt am Main geborenen Autor ist die 2011 an der Uni
Hamburg veröffentlichte Studie «leo.-Level-One» zum Analphabetismus
immer noch bedauerlich aktuell: «Ich glaube schon, dass die Zahl von
7,5 Millionen funktionalen Analphabeten in Deutschland weiterhin sehr
realistisch ist, dass sie wegen der Dunkelziffer sogar noch höher
sein kann. Insofern ist da noch ganz, ganz viel zu tun.»