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Bildung/Wahlen/Bundestag/Deutschland/#btw17/ (Fragen & Antworten) Klassenziel verfehlt – Ist ein neuer Kraftakt bei Bildung nötig? Von Basil Wegener, dpa

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Wohlstand für alle heißt heute Bildung für alle», sagte Angela
Merkel 2008. Damals hatten sich Kanzlerin und Länder auf einem
Bildungsgipfel viel vorgenommen. Warum wird nun der Ruf nach einer
neuen nationalen Kraftanstrengung lauter?

Berlin (dpa) – Weniger Jugendliche ohne Schulabschluss – mehr
Milliarden für Bildung: Das waren Kernziele des Dresdner
Bildungsgipfels von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und den
Bundesländern 2008. Heute fällt die Bilanz gemischt aus. Zwei Wochen
vor der Bundestagswahl werden Rufe nach einer neuen Kraftanstrengung
für Kitas, Schulen und Unis lauter. Ein Überblick:

Warum gab es den Bildungsgipfel von Dresden überhaupt?

Weil die Probleme auf der Hand lagen: Schlechtere Bildungschancen für
Kinder aus ärmeren und Migranten-Familien, Fachkräftemangel, Probleme
bei der auskömmlichen Finanzierung von Kitas, Schulen und Unis, zu
wenig Kita-Plätze. Weil Bildung Ländersache ist, tut sich der Bund
dabei schwer mit Abhilfe.

Konnte die Zahl der Schulabbrecher planmäßig gesenkt werden?

Nein. «Die angestrebte Halbierung der Quote der Absolventen allgemein
bildender Schulen ohne Hauptschulabschluss ist nicht absehbar»,
schreibt der Essener Bildungsforscher Klaus Klemm in einer am Freitag
veröffentlichten Gipfelbilanz des Deutschen Gewerkschaftsbundes
(DGB). Die Quote sei nur von 7,4 auf 5,9 Prozent 2015 gesunken. Rund
50 000 Schüler verlassen die Schule ohne Abschluss. Auch die Quote
der Menschen ohne Berufsabschluss konnte nicht wie geplant gesenkt
werden. Laut OECD haben 13 Prozent der Menschen zwischen 25 und 34
hätten weder Abitur noch Berufsabschluss.

Fließen so viele Milliarden in die Bildung wie versprochen?

Nein. 10 Prozent des Bruttosozialprodukts sollten es an öffentlichen
und privaten Geldern bis 2015 sein. 9,1 Prozent sind es. Laut Klemm
hätten 27,2 Milliarden Euro zusätzlich bereitgestellt werden müssen.
Hemmend wirkt aus Sicht von Opposition und Gewerkschaften das Verbot
von Kooperation: Der Bund darf nicht generell Bildung mitfinanzieren.
Die Saar-Ministerpräsidentin und CDU-Hoffnungsträgerin Annegret
Kramp-Karrenbauer forderte nun eine «nationalstaatliche
Kraftanstrengung». Alle müssten wissen, es brauche ein
«Kooperationsgebot».

Nehmen so viele junge Menschen ein Studium auf wie geplant?

Ja, sogar mehr. Die Quote sollte auf 40 Prozent steigen, zuletzt
waren es sogar 58 Prozent. Allerdings kommen junge Akademiker meist
aus Akademiker-Elternhäuser. So entstammt laut Bildungsforscher Klemm
nur jeder vierte Student einer Familie, in denen mindestens ein
Elternteil eine Lehre oder eine Facharbeiterausbildung hat.

Ist der Kita-Ausbau so vorangegangen wie geplant?

Nein. 2008 lag die Betreuungsquote bei Unter-Drei-Jährigen bundesweit
bei 17,6 Prozent. 35 Prozent sollten es werden. Vergangenes Jahr
waren es aber nur 32,7 Prozent. Elternbefragungen des Deutschen
Jugendinstituts zeigten 2015: Mehr als 43,2 Prozent der Eltern mit
Kindern unter drei Jahren wünschen sich einen Betreuungsplatz. Mit
drei Investitionsprogrammen unterstützt der Bund den Ausbau von
Kita-Plätzen 2008 bis 2018 mit 3,28 Milliarden Euro. Laut dem
jüngsten Gesetz zum Kita-Ausbau aus diesem Jahr gibt der Bund weitere
gut 1,1 Milliarden Euro für Neu-, Aus- und Umbauten sowie Ausstattung
von Kitas. 100 000 zusätzliche Kita-Plätze sollen geschaffen werden.

Welche Aufgaben kommen bei der Bildung neu hinzu?

Die Bildung und Ausbildung von Minderjährigen und junge Erwachsensen,
die als Flüchtlinge ins Land kamen, ist für die Bildungseinrichtungen
teils alles andere als einfach. Trotz tausender neuer Lehrer tun sich
die Schulen zum Beispiel bis heute oft schwer, die jungen Menschen
mit zunächst mangelnden Deutschkenntnissen und unterschiedlichem
Bildungsstand fit für den Regelunterricht zu machen. Die
Digitalisierung ist die nächste Herausforderung – dass Kitas und
Schulen schon ausreichend in der Digital-Ära angekommen sind, glaubt
kaum jemand.

Welchen Stellenwert hat das Thema im Wahlkampf?

Bildung spielt bei den Wählern laut Umfragen eine ungefähr ebenso
große Rolle als wichtiges Problemfeld wie Renten und
Arbeitslosigkeit. Beim TV-Duell von Merkel und SPD-Kandidat Martin
Schulz spielte das Thema keine Rolle. Doch die Parteien nehmen es
wichtig: Schulz verspricht eine «nationale Bildungsallianz», CDU/CSU
sehen sich als «Garant für gute Bildung und Ausbildung

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